Noch ein Sportallrounder in der neuen Startup-Runde, könnte man denken. Fußball habe er früher semi professionell gespielt, mit der Mannschaft Wrestling ausprobiert, Handball auch… Aber Åsmund ist kein zäher gestählter Sporttyp. Er wirkt vielmehr auf sympathische Weise gemütlich. Und so ist auch nicht das Kicken auf dem grünen Rasen sein favorisierter Sport, sondern das Segeln. Was natürlich nicht weniger anstrengend ist – bevor das einer meint! Als Kind des hohen Nordens ist Åsmund jedenfalls mit dem Meer aufgewachsen und auf einem Boot, welches quasi mit seiner Geburt seetauglich und sein zweites Zuhause wurde.
Diese Verwurzelung ist bis heute spürbar. „Segeln ist wie das Gründen eines Unternehmens“, findet der Norweger. „Der Wind kommt immer mal aus unterschiedlichen Richtungen und man muss schnell und flexibel sein, Entscheidungen treffen.“ Nicht immer bleibt dafür viel Zeit, weder auf dem Wasser noch im Unternehmen. Fehler zu machen fürchtet Åsmund trotzdem nicht. „Dann muss man sie halt korrigieren, was soll’s“, sagt er leichthin und lacht. Was so luftig und für manchen fast ein wenig naiv klingen mag, hat den 31-Jährigen mit seinem Unternehmen Meshcrafts schon ziemlich weit gebracht. In Norwegen jedenfalls sind Åsmund, sein Partner Paal Christian Myhre und das gesamte Team bereits gut am Markt etabliert. Das Unternehmen wächst, mittlerweile sind sie zu sechst im Team.
Nun will Meshcrafts im deutschen Markt Fuß fassen – und dazu braucht das norwegische Unternehmen deutsche Partner. Mit der swb AG haben sie einen großen Player der Energiebranche für sich gewinnen können. „Der Energiemarkt hier in Deutschland funktioniert komplett anders.“ Diesen wirtschaftlichen, vor allem aber auch kulturell bedeutenden Unterschied hat Åsmund schnell verstanden. „In Norwegen ist Strom billig. Wir haben genug davon. Hier in Deutschland hingegen ist er kostbar und sehr teuer.“ Für diese Übersetzung des Geschäftmodells aus dem einen soziologischen Zusammenhang in den anderen ist Assmund in erster Linie zuständig. Er hört aufmerksam zu und analysiert, welche Bedarfe am deutschen Markt entscheidend sind. „Da ist viel Empathie gefordert.“ Generell aber ist Åsmund sicher, dass es hierzulande im Bereich der Elektroautos und ihrer Stromversorgung ein riesiges Potential gibt, auch weil die Regierung diese Branche stark fördert und subventioniert. „Das pusht den Markt natürlich entscheidend.“ Der große Vorteil: Deutschland kann aus den Fehlern Norwegens bei der Etablierung der E-Mobilität lernen und von bestehendem Wissen profitieren.
Energieanbieter sind eine Zielgruppe, die andere ist die Autobranche. Unterstützung bekommt Meshcrafts daher auch von einem der größten Autobauer: Das Mercedes-Werk Bremen stellt den Norwegern mit Ariela Pagel nicht nur eine Tutorin zur Seite, das Werk bieten auch so etwas wie einen automobilen Mikrokosmos und Raum zum Testen der Technik am Markt. Hier lässt sich untersuchen, welche Bedarfe den deutschen Markt auszeichnen.
Asmund hat auch ein kleines persönliches Ziel bei der Etablierung der E-Mobilität am Markt: „Die Menschen sollen begreifen, dass auch Autos ohne Verbrennungsmotor Spaß machen. An alle ‚Petrol Freaks’ da draußen: Die Beschleunigung der E-Autos aus dem Stand ist unfassbar!“