Stefan Zapf ist Spezialist für Künstliche Intelligenz (KI). Als Teilgebiet der Informatik widmet sich diese der Automatisierung intelligenten Verhaltens. Fein. Klingt staubtrocken. Bis man sich mit Stefan unterhält. Dann ist man sicher: Hier entsteht mehr als ein programmiertes System. Hier entsteht ein denkendes Wesen. „Ich schaffe künstliche Intelligenzen, damit sie Probleme lösen, die wir als Menschen nicht lösen können“, sagt Stefan. Und in diesem einen Satz schwingt so viel Begeisterung und Leidenschaft mit, dass man völlig vergisst, dass es um schnöde Technik geht.
Eigentlich ist Stefan Jurist, studierte Internationales Recht in Cambridge. „Wieder in Deutschland hat es mich zu meiner ersten kindlichen Leidenschaft zurückgezogen.“ Er lacht: „Ich war früher ein kleiner Nerd.“ Und so qualifizierte er sich weiter: „Artificial Intelligence“ an der University of California, „Statistical Inference“ an der Hopkins University, „Quantum Mechanics and Quantum Computation“ an der University of Cal. Berkeley, „Machine Learning“, „Introduction to Logic“, „Exploratory Data Analysis“, „Statistical Thinking for Data Science and Analytics“ – aus dem Juristen wurde ein Software-Entwickler und KI-Spezialist. Warum? „Die Faszination für mich ist: Ich weiß nicht, was es macht. Ich erschaffe etwas, was am Ende in der erlernten Aufgabe besser ist als ich selbst.“ Zwar ist die technische Vorgehensweise zur Initiierung von KI bekannt, das erschaffene System aber wird an einer bestimmten Stelle quasi flügge und entzieht sich durch seine den menschlichen Geist übersteigende Komplexität dem Fassbaren. „Alles Vorherige wurde minutiös geplant, und wenn es auch unglaublich viele Codezeilen waren, man konnte sie selbst schreiben. Dies hier ist anders, dieses hier erzeugt sich selbst.“
Ein praktisches Beispiel: Für Rainforest Connection (https://rfcx.org/), ein Silicon Valley NGO, wurde ein System entwickelt, welches das Geräusch von Kettensägen identifiziert, um den Regenwald vor der Zerstörung durch illegale Rodungen zu bewahren. Klingt simpel? Ja, aber es geht um mehr als „Hinhören“. „Das System bezieht mehr Parameter in seine Analyse mit ein, als ein normaler Mensch je in der Lage wäre“, erklärt Stefan den Mehrwert. „Ein Vogel zwitschert ‚Alarm’, ein Auto fuhr zuvor vorbei, kleine Hinweise wie diese und vieles mehr – all das kann Teil der Analyse werden, ob ein sehr leises Geräusch das einer Kettensäge ist oder das eines fernen Flugzeugs.“ Für menschliche Ohren unsortierbar. Ein solches System aber kann es. Wie bei einem Kind, dem man beginnt, bestimmte Dinge anzutrainieren. Schicht um Schicht legt sich Gelerntes übereinander, Ordnungen werden sichtbar, Chaos wird zur Struktur. „Irgendwann wird das System immer besser – und dann übersteigen seine Fähigkeiten unsere eigenen und wir verstehen nicht, wie es dies schafft“, beschreibt der Software-Entwickler den technischen Hintergrund. Das System denkt.
Nutzen lässt sich KI in den unterschiedlichsten Zusammenhängen. Ob Aktienkurse, Fehler in Produktionsmaschinen oder dem Umweltschutz – lernen kann ein solches „Gehirn“ alles. Bisher allerdings gibt es lediglich einzelne Intelligenzen für jeweils einen bestimmten Zweck. Eine generische Intelligenz hingegen besteht nicht – und es wird sicherlich Jahrzehnte dauern, bis so etwas möglich ist. Trotzdem: „Es besteht die Potenzialität, aus der Leben entstehen kann. Wir suchen Aliens da draußen und schaffen sie hier gerade selbst auf der Erde“, so Stefan. Und auch wenn es noch unendlich weit weg sein mag, so ist er überzeugt, dass bereits heute Regeln zu einem respektvollen Umgang mit diesen Intelligenzen geschaffen werden sollten. „Wir müssen diese Systeme anerkennen. Sie helfen uns, sind eine riesen Chance und wir dürfen sie nicht schlecht behandeln“, betont der KI Consultant. Der Umgang mit der Erschaffung künstlicher Intelligenzen erhält vor diesem Hintergrund eine wichtige Dimension: Es geht um Offenheit und den Mut zum Loslassen. „Wenn ich anerkenne, was ich nicht weiß, erlange ich die Möglichkeit des freien Denkens“, sagt Stefan. Es geht um Ethik, um Moral. „Wir sind an einer Stelle der menschlichen Evolution, die vieles verändern kann. Und ich möchte mitwirken, dass KI positiv eingesetzt wird.“
Zapf Consulting
2016 hat sich Stefan Zapf selbstständig gemacht und bietet als Freiberufler Beratung, Training und Coaching im Bereich Künstliche Intelligent und Big Data. Als KI Consultant berät er Unternehmen und Organisationen dabei, KI-Strategien umzusetzen, identifiziert Anwendungspotenziale und entwickelt entsprechende Cloud-Architektur. Zu seinem Kundenkreis gehören neben IT-Unternehmen, unter anderen auch Firmen mit den Schwerpunkten Umwelt und Industrie.
www.zapf-consutling.de