Gastgeber kraftwerk

Arbeiten außerhalb der Konzernmauern

Kreatives Denken ist ja schwer in Mode. Aber ehrlich gesagt: Gerade wenn es darum geht, innovative Lösungen für zukünftige Herausforderungen zu finden, bieten Herangehensweise abseits der bekannten Konzernstrukturen unbenommen eine wertvolle Gelegenheit, um Neues zu spinnen. Ganz einfach ist dies allerdings nicht.

Zur Bearbeitung einer ihrer großen Zukunftsaufgaben, nämlich der Entwicklung einer CO2-neutralen Wärmestrategie, initiierte die swb AG das erste „Sprint Projekt“ für Mitarbeiter in Zusammenarbeit mit Ramboll, einem multidisziplinären Ingenieurs-, Design- und Beratungsunternehmen aus Dänemark. „Agiles Arbeiten ohne Regeln und proaktives Handeln“ umreißt Sven Wahlers den Rahmen. Um diesen Ansatz umzusetzen, traf er sich zusammen mit Christoph Döpp und weiteren Kollegen im kraftwerk. Alle kommen aus unterschiedlichen Bereichen des Konzerns. Erzeugung, Vertrieb, Services, Netze – „Da hat jeder seinen eigenen Horizont und seine eigene Perspektive auf das Thema“, so Sven. Die müssen erst einmal zusammengebracht werden. „Freies Denken ist gut, aber man muss auch lernen, die eigenen Denkweisen an das Team anzupassen und seine Rolle finden“, erklärt Christoph. Klingt anstrengend? Ist es auch. Es gehört jedoch zu den größten Chancen dieser Art der Zusammenarbeit. „Alle Gedanken werden zugelassen und nicht gleich weggebügelt. Es ist ungezwungener, offener, weil die Hierarchien wegfallen.“ Zudem gehe es nicht zwingend darum, neue Kreativtechniken zu lernen. „Damit arbeite ich eigentlich immer schon“, erzählt Sven. „Aber die Atmosphäre ist eine ganz andere.“ Hat das auch etwas mit der Umgebung zu tun? Warum trifft sich die Projektgruppe hier im kraftwerk? Warum wird das Projekt nicht in den Räumen des Konzerns durchgeführt, nicht im eigenen Büro? „Das Umfeld ist hier ganz anders. Hier sitzen wir lange und relativ eng zusammen, arbeiten ohne Restriktionen und außerhalb der bekannten Konzernstrukturen. Das ändert das Denken“, sagt Sven. „Ja, man ist raus aus dem Tagesgeschäft, schafft Abstand und einen Raum, in dem man sich auf Neues einlassen kann“, bestätigt Christoph. „Das würde vielen gut tun, ist aber auch nicht für alle gleich leicht umzusetzen.“ Sven lächelt. Als Chemiker ziehe er es im Allgemeinen auch vor, in festen Strukturen zu arbeiten. „Gerade bei Projekten, bei denen es später um wesentliche Investitionen und die konkrete Umsetzung im Netz gehen soll, ist es für mich wichtig, strukturiert auf einer sicheren Grundlage zu arbeiten.“ Spannend fände er die Art des Arbeitens im kraftwerk trotzdem. „Die Herausforderung besteht darin, kreative Prozesse in Funktionen zu übersetzen. In der Umsetzung haben kleine Dinge einen großen Effekt. Wenn da ein Detail nicht passt, klappt es in der Praxis nicht“, gibt Christoph zu bedenken. Sven nickt: „Darum arbeiten wir hier interdisziplinär, um alles zu beleuchten. Das geht schneller, als wenn jeder einzeln für sich denkt und den anderen mit seinen Anforderungen und Maßgaben außen vor lässt.“

In der Praxis liegen auch die Verbesserungspotenziale dieses Pilotprojektes. Arbeiten in dieser Form erfordert eine hohe Konzentration und durchgehende Aufmerksamkeit und Anwesenheit. „Wir alle haben aber ja unser Alltagsgeschäft. Da für sechs Wochen einfach mal komplett auszusteigen, ist nicht so leicht zu organisieren“, so Christoph. Eine andere Schwierigkeit ist die IT. Bewegt man sich außerhalb der einzelnen Gesellschaften, ist ein Zugriff auf die internen Netzwerke nicht vorgesehen. „Da sitzt man dann an seinem Firmen-Laptop und stellt fest, das WLAN funktioniert gar nicht. Dafür braucht es Freischaltungen von den jeweiligen IT-Koordinatoren. Die zu bekommen ist innerhalb der Gesellschaft schon schwierig und dauert“, seufzt Sven. „Wir brauchen eine ‚Licence to Data’“, sagt Christoph lachend.

Aber all das lässt sich ganz sicher organisieren und für die nächste Gruppe ihrer Art optimieren. Denn darin sind sich die Beiden einig: Wenn der agile Team-Ansatz auch nicht für alle Themen passen mag, es ist eine wirklich tolle Art zusammen Ideen und Lösungsansätze zu entwickeln. Nun, im kraftwerk sind swb-Teams selbstverständlich jederzeit herzlichst willkommen.