Frank Kortenstedde erreicht man am Institute of Aerospace Technology (IAT) der Hochschule Bremen, Wind Turbines Department. Hier startete er mit einem Team die Forschung an Windkraftanlagen und entwickelte bis 2014 das Strömungselement „SplitFlap“. Dieses ermöglicht eine aerodynamische Optimierung sowie eine Drehmoment- und Ertragssteigerung von Windenergieanlagen. Schon bald übernahm die WFB die Förderung des Pilotprojektes „Retrofits“, das Unternehmen evoblade wurde gegründet und zusammen mit der Deutsche Windtechnik AG die Erfindung weiterentwickelt. Dann kamen Frank und seine Mitstreiter ins kraftwerk. Soweit die Vorgeschichte.
Und heute? Zunächst einmal hat das Kind einen neuen Namen: „EvoFlap“ heißt das Produkt jetzt und nennt so das Unternehmen gleich mit. Und sonst? Das Team hat sich verändert. „Benjamin und Andreas sind aus zeitlichen Gründen als Gesellschafter und Partner ausgestiegen.“ Stattdessen beschäftigt Frank jetzt vier neue Mitarbeitende: Tim Strohbach, Maschinenbauingenieur Luft- und Raumfahrtechnik & Wirtschaftsingenieur, unterstützt von Adrian Lühr, Fachinformatiker & Maschinenbauingenieur, verantwortlich für Entwicklung Windfeldmesstechnik / Quadrocopter, Johannes Meyer , wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institute of Aerospace Technology und Experte für Strömungssimulation, Aerodynamik & Faserverbundwerkstoffe. „Wir kennen uns alle aus der Zusammenarbeit am Institut und das passte gut“, freut sich Frank. Als vierte im Bunde unterstützt Katrin Gerth das Unternehmen im Bereich Controlling und Finanzen. Eingestiegen ist außerdem mit einer Minderheitsbeteiligung die swb Erzeugung AG & Co.KG.
Dass aus installierter Leistung noch mehr herausgeholt werden kann, wenn man die Rotorblätter mit dem Strömungselement „EvoFlap“ ausstattet, würde evoblade gerne in einem Pilotprojekt belegen und an einer Referenzanlage zeigen. Bis dahin müssen noch einige letzte Dinge geklärt werden, Tests abgeschlossen und Ergebnisse ausgewertet werden. „Wir müssen schauen, wie die Montage optimal durchgeführt werden kann. Es muss schnell und einfach sein.“ Nebenbei sind zudem Fragen der Herstellung zu klären. „Lässt man die Form für das Strömungselement 3-D fräsen oder arbeitet man mit einem hervorragenden Tischler zusammen, der das in Handarbeit erledigt – da versuchen wir gerade das Beste herauszufinden.“ Technische Finessen, Datenabgleich, Ergebniskontrolle, Herstellung, Montage, Vertrieb – die Liste der zu bedenkenden Dinge ist lang. Frank lacht. „Ja, das zieht sich schon alles ganz schön hin. Aber es macht immer noch Spaß und ist spannend.“
Britta Poppe, zuständig für die Projektentwicklung Windenergie onshore bei swb CREA GmbH, wird hibbelig. Ihr geht es ein bisschen zu langsam. Als Tutorin begleitet sie evoblade mit großer Begeisterung auch jetzt noch, nach Ablauf der Förderzeit. Ein bisschen mehr Drive würde sie sich wünschen, mehr Unternehmergeist, sagt sie. „Wir müssen uns jetzt alle mal zusammensetzen und die Sache voranbringen, das Pilotprojekt, die Referenzanlage.“ Ihre Ungeduld hat mit Unzufriedenheit überhaupt nichts zu tun, im Gegenteil: Selbst durchs Telefon spürt man ihre Leidenschaft für das Projekt. „Ich bewundere Frank. Diese Fähigkeit, sich auch von ganz unten immer wieder nach oben zu arbeiten, dranzubleiben. Das braucht Power und nur damit kommst du weiter. Das ist im Arbeits- wie im Privatleben so.“
Und es geht voran. Die aerodynamische Entwicklung ist abgeschlossen. 2018 steht der Markteintritt auf dem Plan. Endlich. Nach mehr als vier Jahren intensiver Arbeit. Interessierte Unternehmen gibt es bereits. „Es gibt einen Betreiber, mit dem wir bereits seit Ende 2016 im Gespräch sind. Wenn unsere Ergebnisse vorliegen, sprechen wir dort über die mögliche Ausstattung von sechs Anlagen.“ So ist das im technischen Bereich. Für Vorhaben wie dieses braucht es vor allem eines: viel Luft.